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Geschichte bis 1882

Die Geschichte der Baumholderer Kirche reicht urkundlich bis ins 14. Jahrhundert zurück. Um 1300 wurde die Pfarrei Baumholder dem Kloster Werschweiler übergeben. Andere Hinweise führen noch weiter in die Vergangenheit. Ganz aktuell hat eine C14-Analyse unter dem Turmfundament gefundene Skelettreste auf das Jahr 920 (+ - 40 Jahre) datiert.

Gebiete im Raum von Nahe und Mosel, darunter auch die Gemeinden Baumholder, Wolfersweiler und Medard, gehörten aufgrund von alten Schenkungen im 6. und 7. Jahrhundert dem Bistum Verdun. Vielleicht schon die Nahegaugrafen, bestimmt aber die Grafen von Veldenz, waren von der Kirche zu Verdun als Vogte über diesen vom Bischofssitz so weit entfernten Grundbesitz angenommen worden.

Über die Gründung der Pfarrei Baumholder und deren Geschichte bis zum Jahre 1300 können nur Vermutungen angestellt werden. Ein erster Kirchenbau wurde für 1235 angenommen. Ab dem Jahr 1300 setzte der schon erwähnte urkundlich belegte Prozess ein, der die Pfarrei Baumholder dem Kloster Werschweiler inkorporierte.

1444 ging die Grafschaft Veldenz in dem Herzogtum Pfalz-Zweibrücken auf, das auch das Verduner Lehen übernahm.

Bis zur Reformation verblieb die Pfarrei Baumholder dem Kloster Werschweiler, das für die geistliche Versorgung der Gemeinde verantwortlich war.

Nach dem Religionsfrieden von 1555 wurde der in Pfalz-Zweibrücken schon weit fortgeschrittene Reformationsprozess konsequent abgeschlossen und die Pfarrei Baumholder gehörte nun zu der zunächst lutherischen pfalz-zweibrückischen Landeskirche.

Um 1580 vollzog Herzog Johann I. den Wechsel zum reformierten Bekenntnis. Im Dreißigjährigen Krieg hatte die nun reformierte Pfarrei Baumholder schwere Zeiten zu bestehen. Lange Jahre war die Gemeinde ohne Pfarrer.

Dem Krieg, der enorme Bevölkerungsverluste zur Folge hatte, folgten zwei Jahrzehnte, in denen in jeder Hinsicht neu angefangen wurde. Danach setzten unter Ludwig XIV. die Reunionskriege ein, gefolgt vom Spanischen Erbfolgekrieg. Diese Konflikte mit europäischen Dimensionen berührten mittelbar und unmittelbar auch das mittlerweile an Schweden gefallene Herzogtum Pfalz-Zweibrücken und damit auch die reformierte Kirche in Baumholder. Unter dem schwedischen König Karl XII. wurde neben dem reformierten Bekenntnis auch das lutherische Bekenntnis in Pfalz-Zweibrücken wieder eingeführt. Schon 1684 war durch eine Verordnung des französischen Königs der katholische Gottesdienst wieder eingeführt worden.

Praktisch bedeuteten die von Frankreich und Schweden durchgesetzten Veränderungen, dass die Baumholder Kirche als Simultankirche zunächst von den Katholiken mitbenutzt wurde, und dass nach 1701 auch die Lutheraner ihren Gottesdienst in der Kirche halten durften.

Als 1718 Karl XII. von Schweden starb, fiel Pfalz-Zweibrücken an den katholischen Pfalzgrafen Gustav Samuel Leopold von Zweibrücken-Kleeburg. Der gemischt-konfessionelle Status des Herzogtums blieb dauerhaft erhalten. In Baumholder teilten sich nun Reformierte, Lutheraner und Katholiken mehr oder weniger harmonisch die Kirche.

Die Zeiten blieben friedlich und unter Herzog Christian IV. wurde das marode Kirchenschiff der Baumholder Kirche 1748-1750 neu errichtet. Bis 1796 währten in Pfalz-Zweibrücken stabile staatliche und kirchliche Verhältnisse, wenn es auch für die Untertanen oft arme Zeiten gab, die vielfach auch Auswanderungen in die Neue Welt zur Folge hatten.

Zwischen 1796 und 1815 herrschte der französische Staat auch über Pfalz-Zweibrücken und nach dem Wiener Kongress wurde das Herzogtum nicht wieder hergestellt. Dem Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld wurde in etwa das Gebiet des alten Oberamtes Lichtenberg zugesprochen, das als Fürstentum Lichtenberg bis 1835 mit Sachsen-Coburg verbunden blieb. In diese Zeit fällt die Union zwischen Reformierten und Lutheranern, die auf der Vereinigungssynode 1820 in Baumholder beschlossen wurde. Seither teilten sich nun die Evangelischen und Katholischen die Baumholder Kirche.

1835 ging das sachsen-coburgische Fürstentum Lichtenberg in der Preußischen Rheinprovinz auf und blieb deren Bestandteil bis zur Auflösung des preußischen Staates nach dem zweiten Weltkrieg. Kirchlich gehörte die Kirchengemeinde Baumholder nun zur evangelischen Kirche der Preußischen Rheinprovinz.

Im Jahre 1882 konnte ein altes Problem einer gütlichen Lösung zugeführt werden. Pfarrer Finscher und Pastor Geishecker handelten einen Vertrag aus, durch den die simultane Nutzung der Baumholderer Kirche aufgehoben werden konnte. Die Katholiken bauten in der Nachbarschaft eine eigene Kirche und die Evangelischen waren nach fast genau zweihundert Jahren in der Nutzung ihrer Kirche wieder uneingeschränkt.

Klaus Böhmer

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